Die Orgel in der St. Martin-Kirche Bramsche

Die neue Rudolf-Janke-Orgel wurde am 29. September 1990 am Michaelistag in einem Vesper-Gottesdienst eingeweiht.

Bei der Planung der Orgel ging man davon aus, dass der vorhandene historische Prospekt die Gesamtkonzeption der neuen Orgel bestimmen soll. Jedoch hatte die ursprünglich in das Gehäuse gebaute Orgel eine eher bescheidene Größe.

Janke-Orgel
Janke-Orgel (Fotostudio Kröger)

Wegen der erhöhten Anforderungen an die neue Orgel sollte eine größere Disposition als in der ursprünglichen Orgel verwirklicht werden. Die Frage war nur, wie die Werke einer Orgel innerhalb des Gehäuses aufgeteilt werden sollten.

Nach jahrelangen Überlegungen und Vergleichen mit anderen Projekten entschieden wir uns schließlich für den Vorschlag des Orgelsachverständigen der Hannoverschen Landeskirche, Uwe Droszella, die Manualwerke hinter den Prospekt und das Pedalwerk hinter der Hauptorgel aufzustellen. So enthält der Prospekt rechts und links die Pfeifen des Prinzipal 8' im Hauptwerk in weiter Mensur und in der Mitte die Pfeifen des Prinzipal 8' im Oberwerk in enger Mensur. Hinter den Türen über dem Spieltisch befindet sich ein kleines Solo-Werk.

Die Orgel wurde ursprünglich auf der 2. Empore unter beschränkten Platzverhältnissen in der Höhe gebaut. Weil die Orgel jetzt auf der unteren Empore steht und genügend Höhe vorhanden ist, konnten die aufrechten Rahmenhölzer und der Unterbau gestreckt werden. Jetzt ist endlich die Möglichkeit vorhanden, den Prinzipal 8' im Hauptwerk von C an in den Prospekt zu stellen. Der Prinzipal des Oberwerkes steht von D an im Prospekt.

Das gesamte Gehäuse ist unter Verwendung der alten Teile aus Eichenholz neu gebaut worden, ebenso der Rest der Orgel bis auf ein Register neu.
Das Gedackt aus Holz ist das einzige Register, welches von der Wenthin-Orgel von 1827 über die Zeiten gerettet worden ist. Es wurde sorgfältig restauriert, die übrigen Register wurden aus ausgesuchten nicht handelsüblichen Eichen- und Fichtenhölzern sowie vorwiegend aus Blei- und Zinnlegierungen neu angefertigt.

Die Orgel ist in technischer und klanglicher Hinsicht nach den Bauprinzipien vorwiegend des 18. Jahrhunderts angelegt. Ein Teil der Register ist nach Mensuren von Gottfried Silbermann gebaut. Die Disposition (Auswahl der Register, Wahl der Werke) ist so angelegt, dass die Orgel hervorragende klangliche Möglichkeiten für den größten Teil der Orgelliteratur bietet. Eine einseitige Ausrichtung auf die Barockorgel des 17. Jahrhunderts wurde nicht angestrebt.

Zur Klanggestaltung und zur Attraktivität einer Orgel gehören unmittelbar auch eine sehr sensible Spieltraktur, die auf alle Nuancen reagiert, sowie eine klassische Windanlage, wie sie in früherer Zeit üblich war, aber vor ca. 30-40 Jahren nicht mehr gebaut wurde.

Durch die Verwendung des elektrischen Gebläses standen viele Möglichkeiten einer stabilen Windversorgung offen, die aber den Klang starr und aufdringlich machten. Auf Grund dieser Erfahrungen hat man vor ca. 20 Jahren teilweise angefangen, sich wieder auf die alte Windversorgung, verbunden mit dem elektrischen Gebläse, zu besinnen, was ich damals aufgenommen habe. Diese Orgel enthält zwei klassische Keilbälge, die sich notfalls auch mit den Füßen treten lassen. So erhält das Instrument durch diese sehr aufwendige Windanlage einen stabilen, aber lebendigen Wind.

Die Intonation ist die Klanggestaltung der Orgel unter den gegebenen Verhältnissen. Hierbei wurde der Winddruck festgelegt und jede einzelne der etwa 1.800 Pfeifen zum Klingen gebracht.Die Pfeifen müssen untereinander in einem einzelnen Register ausgeglichen werden. Auch müssen sie im Verhältnis zu anderen Registern im Klangcharackter und in der Stärke ausgeglichen sowie gestimmt werden. Diese Arbeit erfordert sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen und kann bei manchen Pfeifen Stunden dauern. Die gesamte Intonation erstreckt sich über mehrere Monate.

Nur durch einen großen Zeitaufwand, bei dieser Orgel etwa 10 000 Arbeitsstunden, ist es möglich, eine in allen Einzelheiten ausgewogene Orgel zu bauen, die dann die Organisten und Zuhörer fasziniert. Der Erfolg ist ein Instrument, Gemeinde erfreuen und das bei guter Pflege Jahrhunderte überdauern kann.

Rudolf Janke, Orgelbaumeister aus Bovenden

Die Disposition

(Uwe Droszella - Rudolf Janke - Jan-Jürgen Wasmuth)

I. Manual Hauptwerk

Bordun 16, Prinzipal 8', Rohrflöte 8', Oktave 4', Spitzflöte 4', Quinte 2 2/3', Oktave 2', Mixtur 4-fach, Trompete 8'.

II. Manual Oberwerk

Prinzipal 8', Gedackt 8', Traversflöte 8', C - H kombiniert mit Gedackt 8', Oktave 4', Flöte 4', Nasard 2 2/3', Waldflöte 2', Terz 1 3/5', Scharff 3-fach, Schalmey 8'.

III. Manual

Vox humana 8' ab C, Cornett 5-fach ab b.

Pedal

Subbass 16', Oktavbass 8', Gedackt 8', Oktave 4', Mixtut 3-fach, Posaune 16', Trompete 8'.

Koppeln

Hauptwerk und Pedal. Oberwerk und Pedal. Oberwerk und Hauptwerk.

Tremulant

Baujahr 1990 - Historischer Prospekt: Reinking 1656 / Wenthin 1826